BÄM! Gestern habe ich es geschafft und meinen düsteren, epischen Dark-Fantasy-Roman mit dem Arbeitstitel „Ritter und Henker“ abgeschlossen. Was für eine Reise! Es war ein wenig wie eine düstere Affäre. Und es war – für meine Verhältnisse – schnell zu Ende: Nur fünf Monate hat die Erstellung der Rohfassung gedauert. Der Anfang entstand im NaNoWriMo 2018. Noch hat mich der Abschiedsschmerz nicht erwischt, aber meine Hauptfigur, der melancholische und grüblerische Ritter von Rabensteyn, ist mir während dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen. Seine Wandlung vom jungen Idealisten, der an seinen eigenen Ansprüchen scheitert, zum Ritter des Lichts, in dem seine eigene Flamme brennt, hat mein Herz berührt. Und ich hoffe, dass er auch noch andere Herzen berühren wird.
Fun Fact: Die ersten Ideen entstanden, als ich einen Blogartikel darüber entworfen habe, wie ich meine Ideen finde. Ich habe das Ideenfinden an einem Probe-Beispiel getestet. Der Blogartikel ging nicht online, aber Ideen für den Roman überrannten mich auf der Stelle.
Für mich war das Schreiben des Romans in vielerlei Hinsicht etwas Neues. Mit Rittern als Figuren habe ich zwar schon Erfahrung, bisher haben sie bei mir aber nie die Hauptrolle gespielt. Auch ist es der erste Roman, den ich schreibe, wo eine Beziehung zwischen zwei Männern eine zentrale Bedeutung für die Handlung hat. Es ist keine Romanze; es ist aber auf alle Fälle etwas Persönliches. Und es ist die wohl düsterste Geschichte, die ich jemals aufs Papier gebracht habe – auch wenn ich schon immer einen Hang zur dunklen Seite hatte.
Die Gestalt des Paladins hat mich seit Langem inspiriert und provoziert. Zwischen Licht und Dunkelheit führt ein schmaler Weg, oder vielleicht gibt es auch gar keinen Weg, und alles ist nur eine schöne Lüge. Schließlich ist aus anderen Erzählungen bekannt, dass derjenige, der ein Monstrum verfolgt, früher oder später selbst zu einem Monstrum wird. In diesem Roman geht es um ein Königreich, das in Dunkelheit versinkt, und „Ritter des Lichts“, die es verteidigen. Aber nichts ist so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Gut und Böse, Richtig und Falsch, Freund und Feind – worauf ist noch Verlass, wenn nichts mehr Orientierung bietet und es noch dazu im eigenen Herzen so finster zugeht wie „jenseits der Nachtgrenze“?
Als sich der Ritter von Rabensteyn als Figur bei mir einstellte, wollte ich ihn zuerst gar nicht richtig ernst nehmen. Das Gespräch in meinem Kopf lief ungefähr folgendermaßen ab:
Er: Seid Ihr die Autorin, die ein Herz für die Bösen hat? Die Biografin des Schwarzmagiers Galotta? Ich suche Euch. Es gibt da etwas, was ich unbedingt loswerden muss, es erstickt mich sonst.
Ich: Äh … was bist du denn für einer? Silberne Rüstung, weißer Umhang? Ein Paladin?
Er: Ich bin ein Ritter des Lichts.
Ich: Tja, du bist bei mir falsch. Ich bin die mit den Schwarzmagiern, wie du ja korrekt sagst.
Er: Aber Ihr habt doch ein Herz für die Bösen!
Ich: Du siehst aber nicht aus wie einer von den Bösen. Im Gegenteil.
Er: Aber ich habe Unaussprechliches getan. Bitte hört mir zu. Da ist dieser Mann …
Ich: Okay, verstehe. Tut mir leid, dieses Genre schreibe ich nicht. Ich kann dir aber einige gute Autor*innen empfehlen, an die du dich wenden kannst, wenn du möchtest.
Er: Nein, nein! Ich will mit Euch sprechen, nur mit Euch. Es ist nicht das, was Ihr denkt. Nun, in gewisser Weise schon, aber trotzdem nicht so, wie Ihr denkt. Hört mich bis zu Ende an, ich bitte Euch.
Ich: Na meinetwegen, dann erzähl mal, was ist denn so Schlimmes passiert?
Und er erzählte. Mir klappte der Unterkiefer hinunter. Danach wusste ich, er hatte recht gehabt: Ich musste seine Geschichte erzählen. Das habe ich seitdem keinen Tag bereut, und Rabensteyn war großartig – eine so kooperative Figur und ein empfindsamer, liebenswürdiger Charakter, der mich großzügig an seinen tiefgründigen Gedanken hat teilhaben lassen. Sein Konterpart, Gavin der Gerber, ist da von ganz anderem Naturell … aber durch diese Konstellation hat es sogar manchmal ein Funken von Humor in die Handlung geschafft.
Während des Schreibens haben mich zahlreiche andere Autor*innen aus dem Tintenzirkel so sehr unterstützt. Ohne sie hätte ich sicher länger gebraucht oder wäre tiefer in die Löcher der Selbstzweifel geplumpst, die meinen Weg beim Schreiben oft unvermeidlich ausmachen. So konnte ich mich aber immer wieder herausarbeiten und blicke jetzt auf aufreibende, aber vor allem inspirierende, wunderbare Monate mit dieser besonderen Geschichte zurück.
Vielen Dank euch allen!
Habt einen prachtvollen Sonntag!
Eure Kaja
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